Arbeitszeugnis erstellen und prüfen: Professionelle Tipps & Muster
Das sollten Sie wissen, wenn Sie ein Arbeitszeugnis erstellen oder prüfen möchten
Ein Arbeitszeugnis dient nicht nur als schriftliche Bestätigung Ihrer bisherigen Tätigkeit, sondern ist gleichzeitig ein wichtiges Dokument, das zukünftige Arbeitgeber bei der Bewertung Ihrer Eignung für eine Stelle heranziehen. Wer ein professionelles, fehlerfreies Arbeitszeugnis in Händen hält, profitiert von einem positiven ersten Eindruck.
Bereits an dieser Stelle wird klar: Das Arbeitszeugnis ist kein lästiges Pflichtdokument, sondern oft ein Türöffner für neue Karrierechancen.

[fs-toc-h2]1. Was ist ein Arbeitszeugnis?
Unter einem Arbeitszeugnis versteht man eine vom Arbeitgeber ausgestellte Bescheinigung über das Arbeitsverhältnis, die Leistungen sowie das Verhalten des Arbeitnehmers. Im Arbeitsrecht gibt es genaue Vorschriften dazu, wie Arbeitszeugnisse formuliert und strukturiert sein sollten. Zwar ist jedes Zeugnis individuell, dennoch ergeben sich immer wiederkehrende Standards:
- Einfaches Arbeitszeugnis: Enthält Angaben zur Person, zur Dauer und Art der Tätigkeit.
- Qualifiziertes Arbeitszeugnis: Enthält zusätzlich eine Beurteilung von Leistung und Verhalten. Darüber hinaus können Formulierungen codiert sein.
Tipp: Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wissen nicht, dass sie einen Anspruch auf die Ausstellung eines vollständigen und wahren Arbeitszeugnisses haben.
[fs-toc-h2]2. Zielsetzung: Wozu dient ein Arbeitszeugnis?
Ein Arbeitszeugnis hat in der Regel mehrere Ziele:
- Information über den bisherigen beruflichen Werdegang
- Nachweis über Kompetenzen und Erfahrungen
- Beleg für das Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden
- Formale Voraussetzung bei künftigen Bewerbungen
Für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bedeutet ein gutes Zeugnis, dass sich die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. Personaler sehen schnell, welche Aufgabenbereiche man bisher verantwortet hat und wie der Arbeitgeber die Leistungen beurteilt.
[fs-toc-h2]3. Wer hat Anspruch auf ein Arbeitszeugnis?
Jeder Arbeitnehmer hat in Deutschland rechtlich einen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis. Dies ist im Arbeitsrecht verankert. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um ein befristetes oder unbefristetes Arbeitsverhältnis handelt.
Hinweis: Auch Auszubildende haben das Recht auf ein qualifiziertes Zeugnis. Bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses bzw. Ausbildung ist das Zeugnis zeitnah auszustellen.
Wichtig ist, dass das Dokument stets wohlwollend formuliert sein muss. Es darf den Arbeitnehmer nicht schlechter darstellen, als er tatsächlich war. Gleichzeitig muss das Zeugnis wahrheitsgemäß sein.
[fs-toc-h2]4. Rechtliche Grundlagen: Worauf muss man achten?
Im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) finden sich Regelungen zum Zeugnisanspruch. Ergänzend sind Urteile und Gepflogenheiten der Rechtsprechung zu berücksichtigen. Ein wichtiges Merkmal ist die sogenannte Zeugnissprache, die sich im Laufe der Zeit entwickelt hat. Arbeitgeber können durch bestimmte Formulierungen Hinweise auf Verhalten oder Leistung geben, ohne dies ausdrücklich zu benennen. Diese "Codes" können zum Beispiel lauten:
- "Er/Sie hat sich stets bemüht" = eher unterdurchschnittliche Bewertung
- "Er/Sie war stets um ein gutes Verhältnis zu Kollegen bemüht" = lässt vermuten, dass es Probleme im Team gab
Tipp: Lassen Sie Ihr Zeugnis im Zweifel von einem Anwalt für Arbeitsrecht überprüfen oder sich ein individuelles Zeugnis erstellen.
[fs-toc-h2]5. Typen von Arbeitszeugnissen: Die verschiedenen Formen
- Einfaches Arbeitszeugnis: Enthält lediglich die Personalien, die Dauer des Arbeitsverhältnisses sowie die Art der Tätigkeit.
- Qualifiziertes Arbeitszeugnis: Enthält neben den Angaben des einfachen Zeugnisses auch eine Beurteilung der Leistung und des Verhaltens.
- Zwischenzeugnis: Wird während eines bestehenden Arbeitsverhältnisses ausgestellt, zum Beispiel bei einem Vorgesetztenwechsel oder einer internen Versetzung.
- Endzeugnis: Erfolgt bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses (Kündigung, Aufhebungsvertrag, Renteneintritt, etc.).
Beispiel: Wenn Sie sich während eines laufenden Arbeitsverhältnisses bewerben möchten, kann ein Zwischenzeugnis hilfreich sein, um Ihre aktuelle Tätigkeit und Leistung zu belegen.
6. Struktur eines professionellen Arbeitszeugnisses
Beim Erstellen eines Arbeitszeugnisses – ob einfach oder qualifiziert – empfiehlt es sich, folgende Struktur zu beachten:
- Überschrift: "Arbeitszeugnis" oder "Zwischenzeugnis"
- Einleitung: Name des Arbeitnehmers, Position, Dauer des Arbeitsverhältnisses
- Tätigkeitsbeschreibung: Auflistung der Kernaufgaben und Verantwortungsbereiche
- Leistungsbeurteilung: Bewertung von Qualität, Zuverlässigkeit und Engagement
- Verhaltensbeurteilung: Beschreibung des Sozialverhaltens gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden
- Schlussformulierung: Dank und Bedauern über das Ausscheiden, Wunsch für die Zukunft
Hinweis: Eine durchgängige positive Formulierung ist wünschenswert, allerdings muss das Zeugnis stets der Wahrheit entsprechen.
Arbeitszeugnis
**Arbeitszeugnis für **
Herr/Frau war vom bis zum in unserem Unternehmen als beschäftigt.
Tätigkeitsbeschreibung
Zu den Hauptaufgaben von Herrn/Frau gehörten unter anderem:
– <Kurze Auflistung der wesentlichen Tätigkeiten>
– <Aufgabenbereich 2>
– <Aufgabenbereich 3>
Leistungsbeurteilung
Herr/Frau erledigte die ihm/ihr übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit und zeigte dabei ein hohes Maß an Fachkompetenz. Seine/Ihre Arbeitsweise war geprägt von Zuverlässigkeit, Eigeninitiative und einer schnellen Auffassungsgabe. Er/Sie war in der Lage, komplexe Sachverhalte zu analysieren und überzeugende Lösungen zu entwickeln.
Verhaltensbeurteilung
Das Verhalten von Herrn/Frau gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war stets einwandfrei. Durch sein/ihr professionelles Auftreten und seine/ihre ausgeprägte Teamfähigkeit trug er/sie zu einem positiven Arbeitsklima bei.
Schlussformulierung
Wir danken Herrn/Frau für die engagierte Mitarbeit und bedauern sein/ihr Ausscheiden sehr. Für seinen/ihren weiteren beruflichen und persönlichen Lebensweg wünschen wir ihm/ihr alles Gute und weiterhin viel Erfolg.
<Ort, Datum>
<Unterschrift des Arbeitgebers/Unternehmens>
<Name, Position>
[fs-toc-h2]7. Typische Formulierungen und deren Bewertung
Aufgrund gesetzlicher Vorgaben werden Arbeitszeugnisse häufig in einer bestimmten Zeugnissprache verfasst. Hier einige Beispiele für Formulierungen und deren übliche Zuordnung zu Schulnoten:
- Note 1 (Sehr gut): "Stets zu unserer vollsten Zufriedenheit", "hat die Aufgaben immer souverän und sehr erfolgreich gelöst"
- Note 2 (Gut): "Zu unserer vollen Zufriedenheit", "hat die Aufgaben überwiegend sicher und erfolgreich ausgeführt"
- Note 3 (Befriedigend): "Zu unserer Zufriedenheit", "hat die Aufgaben im Wesentlichen zufriedenstellend erledigt"
- Note 4 (Ausreichend): "Er/sie hat sich bemüht, die Aufgaben zu unserer Zufriedenheit zu erledigen"
- Note 5 (Mangelhaft/ungenügend): "War stets bemüht", "entsprach insgesamt unseren Erwartungen nicht"
Tipp: Auch wenn diese Codes verbreitet sind, sollte ein qualifiziertes Arbeitszeugnis möglichst konkret auf Leistung und Verhalten eingehen, statt sich in Floskeln zu verlieren.
[fs-toc-h2]8. Professionelle Erstellung durch einen Anwalt
Vorteile der anwaltlichen Unterstützung
- Rechtssicher: Anwälte kennen die Rechtslage und wissen, welche Formulierungen zugelassen sind.
- Verständnis der Zeugnissprache: Anwälte erkennen versteckte negative Bewertungen.
- Qualitätssicherung: Ein professionell erstelltes Zeugnis erhöht die Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Wer sich nicht sicher ist, ob er ein "gutes" oder "sehr gutes" Zeugnis erhalten hat, kann eine Beratung in Anspruch nehmen. In vielen Fällen macht es Sinn, das Zeugnis gegenlesen zu lassen, um unklare oder potenziell nachteilige Formulierungen zu beseitigen.
Beispiel: Ein Arbeitnehmer erhielt die Formulierung "Er bemühte sich, den Herausforderungen gerecht zu werden". Diese Aussage klingt zwar neutral, ist aber negativ konnotiert.
- Rechtzeitig anfordern: Bei der Kündigung oder dem Ende des Arbeitsverhältnisses sollte das Zeugnis umgehend angefordert werden.
- Zeugnissprache prüfen: Achten Sie auf versteckte Codes und Formulierungen.
- Vollständige Tätigkeitsbeschreibung: Stellen Sie sicher, dass alle wichtigen Aufgaben aufgeführt sind.
- Wahrheitsgemäße Bewertung: Das Zeugnis muss korrekt sein, darf jedoch nicht unnötig schlechte Bewertungen enthalten.
Rechtsberatung: Bei Unsicherheiten kann ein Anwalt für Arbeitsrecht helfen.
[fs-toc-h2]9. Wann ist ein Zwischenzeugnis sinnvoll?
Ein Zwischenzeugnis eignet sich unter anderem bei:
- Wechsel des Vorgesetzten: Bevor ein neuer Chef kommt, kann ein Zwischenzeugnis die bisherige Leistung würdigen.
- Bewerbung während des laufenden Arbeitsverhältnisses: Der Nachweis der aktuellen Tätigkeit kann relevant sein.
- Betriebsübergang oder Umstrukturierung: Ein Zwischenzeugnis verschafft Klarheit über den Ist-Stand.
Gerade wenn Sie sich weiterentwickeln möchten oder eine neue Stelle in Aussicht haben, kann ein professionell erstelltes Zwischenzeugnis den entscheidenden Vorteil bringen.
[fs-toc-h2]10. Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber
- Klare Struktur: Halten Sie sich an die bewährte Gliederung (Einleitung, Tätigkeitsbeschreibung, Leistung, Verhalten, Schluss).
- Wohlwollender Ton: Das Zeugnis darf den Arbeitnehmer nicht schlechter darstellen als notwendig.
- Wahrheitsgemäße Aussagen: Überzogene Lobeshymnen können ebenso problematisch sein wie versteckte negative Codes.
- Rechtliche Prüfung: Im Zweifelsfall lohnt es sich, einen Anwalt oder Experten für Arbeitszeugnisse hinzuzuziehen.
Hinweis: Ein rechtskonformes und professionelles Arbeitszeugnis ist in Ihrem eigenen Interesse, denn Streitigkeiten um Zeugnisse kosten Zeit und Geld.
Um spätere Konflikte über die Richtigkeit eines Arbeitszeugnisses zu vermeiden, empfiehlt es sich, bereits während des Arbeitsverhältnisses Leistungen und Erfolge schriftlich festzuhalten. Sammeln Sie beispielsweise Projektbeschreibungen, Zielvereinbarungen und Feedback-Gespräche. So fällt es leichter, im Gespräch mit dem Arbeitgeber konkrete Beispiele aufzuzeigen oder zu belegen. Eine solche Dokumentation kann zudem im Streitfall unterstützen, wenn die Wahrheitspflicht im Arbeitszeugnis infrage gestellt wird.
[fs-toc-h2]11. Fazit
Ein professionelles Arbeitszeugnis, ob einfach oder qualifiziert, ist essenziell für Ihre berufliche Zukunft. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren von einem klar strukturierten, wohlwollenden, aber dennoch wahren Zeugnis. Arbeitgeber wiederum schützen sich vor rechtlichen Auseinandersetzungen und schaffen eine faire Grundlage, um Mitarbeitende in guter Erinnerung zu behalten.
Sollten Unsicherheiten bestehen, lohnt es sich auf jeden Fall, ein Arbeitszeugnis entweder durch einen Anwalt erstellen zu lassen oder sich vorab beraten zu lassen. Denn gerade die rechtliche Grundlage und die vielen Nuancen der Zeugnissprache machen das Thema Arbeitsrecht so komplex.
Kostenfreie Ersteinschätzung sichern
Lassen Sie sich unverbindlich beraten und erhalten Sie eine erste Einschätzung zu Ihrer Situation. Ob Privatperson, Unternehmer oder Betroffener – wir beantworten Ihre Fragen und zeigen Ihnen klare Optionen für Ihr weiteres Vorgehen auf.

Hinweis: Die auf dieser Website bereitgestellten Rechtstipps und Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Orientierung und stellen keine verbindliche Rechtsberatung dar. Bitte beachten Sie, dass sich gesetzliche Regelungen und gerichtliche Entscheidungen im Laufe der Zeit ändern können. Aus diesem Grund können die Inhalte möglicherweise nicht in jedem Fall den aktuellen rechtlichen Stand widerspiegeln. Für eine verbindliche Einschätzung Ihrer individuellen Situation empfehlen wir Ihnen, sich direkt mit uns in Verbindung zu setzen.