Private Wetten: Rechtliche Einordnung, Steuern und Tipps
Was Sie über Legalität, Steuern und Sozialleistungen unbedingt wissen müssen
Private Wetten sind ein spannendes Thema, vor allem wenn es um die rechtliche Einordnung und mögliche Konsequenzen geht. Doch sind private Wetten überhaupt legal? Müssen Gewinne versteuert werden? Und welche Rolle spielt dabei das Sozialrecht (z. B. bei Hartz IV)? Antworten auf diese Fragen und weitere Hinweise findest du in diesem Ratgeber.

[fs-toc-h2]1. Was sind private Wetten?
Private Wetten sind Vereinbarungen zwischen zwei oder mehr Personen, bei denen ein bestimmter Einsatz oder Gewinn verabredet wird. Anders als beim gewerbsmäßigen Glücksspiel handelt es sich hierbei meist um informelle Absprachen, die auf Vertrauen basieren. Für die Legalität ist unter anderem entscheidend, ob es sich um ein zufallsbasiertes Glücksspiel oder eine Geschicklichkeitswette handelt.
Merkmale privater Wetten
- Kein gewerbsmäßiger Charakter
- Absprachen oft mündlich (selten schriftliche Verträge)
- Einsätze und Gewinne variieren nach Absprache
- Meist zwischen Freunden, Familie oder Bekannten
Hinweis: Um Missverständnissen vorzubeugen, empfiehlt es sich, die wichtigsten Eckpunkte schriftlich festzuhalten, insbesondere wenn es um hohe Einsätze geht.
[fs-toc-h2]2. „Wettschulden sind Ehrenschulden“
Der berühmte Ausspruch „Wettschulden sind Ehrenschulden“ stammt noch aus einer Zeit, in der vor allem die soziale Anerkennung und Integrität des Einzelnen eine große Rolle spielte. Rein rechtlich betrachtet ist dieser Satz jedoch nicht bindend. Wenn beispielsweise eine private Wette abgeschlossen wird und eine Partei den Einsatz oder Gewinn nicht auszahlt, ist das zivilrechtlich häufig nur schwer durchsetzbar.
Beispiel: Moritz und Tobias schließen eine private Sportwette ab. Moritz gewinnt, Tobias zahlt nicht. Im Zweifelsfall müsste Moritz gerichtlich vorgehen. Ob sich das bei kleineren Beträgen lohnt, ist fraglich.
[fs-toc-h2]3. Private Wetten legal: Ja oder Nein?
Ob eine private Wette legal ist, hängt insbesondere von folgenden Faktoren ab:
- Kein öffentliches Veranstalten: Eine private Wette bleibt meist dann legal, wenn sie nicht öffentlich (z. B. in großen Gruppen oder als Werbeveranstaltung) angeboten wird.
- Zufall vs. Geschicklichkeit: Handelt es sich bei einer Wette um ein reines Glücksspiel oder eine Geschicklichkeitswette? Rechtlich kann dies einen Unterschied machen.
- Gesetzliche Vorgaben: Laut § 762 BGB sind Spiel- und Wettschulden grundsätzlich nicht einklagbar. Dennoch existieren spezifische Regelungen, wenn der Charakter der Wette an ein Gewinnspiel oder illegales Glücksspiel grenzt.
Tipp: Bleibt man im privaten Rahmen, besteht meist wenig Gefahr, eine unerlaubte Handlung zu begehen. Dennoch ist Vorsicht geboten, wenn hohe Summen im Spiel sind.
[fs-toc-h2]4. Private Wetten und Steuern
Im Gegensatz zu gewerbsmäßigen Wetten unterliegen private Wettgewinne in der Regel nicht der Wettsteuer. Diese fällt normalerweise nur für Anbieter von Sportwetten oder Online-Glücksspiel an. Dennoch gibt es Ausnahmen:
- Regelmäßiges Gewinnen: Bei regelmäßigem, planmäßigem Gewinnen kann das Finanzamt unter Umständen von einer Gewinnerzielungsabsicht ausgehen.
- Hohes Gewinnvolumen: Liegen die Gewinne in einem sehr hohen Bereich, lohnt sich eine Prüfung, ob es sich noch um ein Hobby oder bereits um ein gewerbliches Angebot handelt.

Beispiel: Einmalige private Wette mit geringem Einsatz
Angenommen, Anna und Martin schließen eine einmalige Wette ab: Anna setzt 20 Euro darauf, dass ihr Fußballverein das nächste Spiel gewinnt. Wenn Anna richtig liegt, gewinnt sie 20 Euro. Da es sich lediglich um eine einmalige private Wette mit einem geringen Betrag handelt, fällt keine Steuer an. Anna kann den Gewinn behalten, ohne ihn beim Finanzamt angeben zu müssen.
Rechenbeispiel
- Einsatz: 20 Euro
- Gewinn: 20 Euro
- Steuer: 0 Euro
- Netter Profit: 20 Euro
Hier liegt keine Regelmäßigkeit oder Gewinnerzielungsabsicht vor, daher stuft das Finanzamt dies in der Regel als reines Privatvergnügen ein.
Beispiel: Regelmäßige Wetten mit hohen Einsätzen
Sophie und Jens platzieren über mehrere Monate hinweg jede Woche hohe Wetten auf verschiedene Sportereignisse. Pro Woche setzen beide jeweils 200 Euro. Nach einem halben Jahr hat Sophie insgesamt 4.000 Euro (200 Euro × 20 Wochen) eingesetzt und einen Gesamtgewinn von 5.000 Euro erzielt.
Weil Sophie regelmäßig wettet und dabei einen signifikanten Gewinn erzielt, könnte das Finanzamt die Vermutung anstellen, dass hier eine Gewinnerzielungsabsicht vorliegt. Damit würde eine Steuerpflicht in Betracht kommen, obwohl es sich formal um private Wetten handelt.
Rechenbeispiel
- Gesamt-Einsatz: 4.000 Euro
- Gewinn: 5.000 Euro
- Erzielter Überschuss: 1.000 Euro
- Mögliche Steuerlast: abhängig von der Einschätzung des Finanzamtes
[fs-toc-h2]5. Vorsicht bei Hartz IV: Wettgewinne werden angerechnet
Wer Hartz IV (Bürgergeld) oder andere Sozialleistungen bezieht, sollte wissen, dass Gewinne aus Wetten als Einkommen angerechnet werden können. Dies gilt insbesondere dann, wenn Gelder auf das Konto fließen und dem Jobcenter oder Sozialamt gemeldet werden müssen.
- Meldepflicht: Gewinne sollten zeitnah dem zuständigen Amt gemeldet werden.
- Anrechnung: Hohe Gewinne können zu einer Kürzung oder sogar zum Wegfall von Sozialleistungen führen.
Hinweis: Es ist ratsam, sich rechtzeitig über die Rechtslage zu informieren und im Zweifel einen Anwalt oder eine Beratungsstelle zu kontaktieren.
[fs-toc-h2]6. Weitere rechtliche Aspekte
1. Glücksspielrecht
Wird eine private Wette in großem Rahmen betrieben oder fließen hohe Einsätze, könnte schnell der Vorwurf des illegalen Glücksspiels im Raum stehen. Hier gilt es, die Grenzen des Glücksspielstaatsvertrags zu beachten.
2. Betrug und Absprachen
Bei privaten Wetten besteht immer das Risiko, dass eine Partei betrügt oder im Vorfeld Absprachen getroffen hat. Wer sich bewusst auf eine manipulierte Wette einlässt, könnte sich ggf. strafbar machen.
3. Schriftliche Verträge
Obwohl private Wetten oft mündlich abgeschlossen werden, kann ein kurzer schriftlicher Wettvertrag sinnvoll sein – gerade bei höheren Beträgen oder komplexen Vereinbarungen.
1. Klar absprechen: Definiere Einsatz, Gewinn und Bedingungen möglichst genau.
2. Auf vertrauenswürdige Teilnehmer achten: Besonders bei höheren Summen.
3. Vorsicht mit Sozialleistungen: Bei Bezug von Hartz IV Gewinne immer melden.
4. Rechtslage prüfen: Vor allem bei größeren Beträgen die Gesetzeslage checken, um nicht in den Bereich des unerlaubten Glücksspiels zu geraten.
5. Dokumentation: Gerade bei Unklarheiten kann eine schriftliche Festhaltung helfen.
[fs-toc-h2]8. Suchtprävention und Jugendschutz
In vielen Ländern gibt es Regelungen, die Minderjährige vor Glücksspiel oder wetteähnlichen Aktivitäten schützen sollen. Zwar sind private Wetten oft informell und ohne gewerblichen Charakter, doch sollten alle Beteiligten das Thema Jugendschutz ernst nehmen. Insbesondere Erziehungsberechtigte und Aufsichtspersonen haben eine Verantwortung dafür, dass Kinder und Jugendliche nicht unkontrolliert an Wetten teilnehmen.
- Alter prüfen: Bei größeren oder organisierten Runden ist es ratsam, das Alter der Teilnehmenden zu kennen und Minderjährige nicht einzubeziehen.
- Suchtverhalten beobachten: Zeigt jemand in der Runde ein problematisches Wettverhalten oder mögliche Anzeichen von Spielsucht, sollte das Gespräch gesucht und gegebenenfalls professionelle Hilfe in Erwägung gezogen werden.
[fs-toc-h2]9. Fazit
Private Wetten sind im engen Freundes- oder Familienkreis zumeist legal, sofern sie sich im Rahmen halten. Juristisch gesehen sind Wettschulden oft nicht einklagbar, weshalb der Ausspruch „Wettschulden sind Ehrenschulden“ noch immer eine gewisse Bedeutung hat. Dennoch empfiehlt es sich, größere Einsätze schriftlich festzuhalten, um Unstimmigkeiten vorzubeugen. Speziell für Personen, die Sozialleistungen beziehen, ist besondere Vorsicht geboten, da Wettgewinne als Einkommen angerechnet werden können.
Zusammenfassung: Wer Spaß an privaten Wetten hat, kann diese in der Regel auch ohne große Bedenken eingehen. Wichtig ist jedoch, die Legalität zu beachten und den Überblick über mögliche Folgen zu behalten, vor allem wenn Sozialleistungen im Spiel sind oder die Gewinne regelmäßig und hoch ausfallen.
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